1994 Der Sonnenkollektor

Zu unserer Schule gehört auch eine Turnhalle, die 1987 nahe beim Schulhaus gebaut wurde. Zusätzlich zum Schulsport wird die Halle insbesondere abends und am Wochenende von vielen Vereinen genutzt.

 

Der Hausmeister gab uns den entscheidenden Tip und unsere Zahlen bestätigten ihn: In den Sommermonaten, in denen nicht geheizt wird, werden insgesamt 6500 m³ Erdgas verbraucht

 

Dies geschieht durch den Stand-by Betrieb der halben Heizungsanlage der Schule, um immer warmes Wasser für die Duschen in der Turnhalle bereitzustellen. Mit dieser Energie könnte man zwei Normalhaushalte im Winter beheizen.

 

Wir diskutierten das Problem mit Fachleuten. Dabei kristallisierte sich ein Sonnenkollektor als mögliche Lösung heraus. Um die genaue Größe des Kollektors bestimmen zu können, mussten aber erst noch weitere Messungen durchgeführt werden. Deshalb installierten uns die Stadtwerke eine Wasseruhr, mit deren Hilfe wir den durchschnittlichen Warmwasserverbrauch und die Verbrauchsspitzen ermitteln konnten.

Aus diesen Messungen ergab sich zu unserem Erstaunen, dass nur 3% der eingesetzten Energie an der Dusche ankommt. Der Rest von 97% geht unterwegs verloren: Durch Verluste im Heizungsraum, beim Transport durch die lange Leitung im Erdreich, im Boilerraum der Turnhalle und auch noch auf dem Weg zur Dusche.

 

Mit Hilfe der gemessen Daten (durchschnittlicher und maximaler Tagesverbrauch) und der Boilergröße konnten wir nun durch ein Computerprogramm der Stadtwerke die optimale Größe des Kollektors für eine 100%ige Deckung der Warmwasserbereitstellung im Sommer ermitteln. Denn das Ziel war das Abschalten der Heizung von Mai bis September. Die Optimierung ergab eine Kollektorgröße von 15 m².

 

Der Bau der Anlage

Wir wählten zwei Bausätze für Sonnenkollektoren der Firma Wagner, á 7,5 m², zur Selbstmontage. Die beiden Kollektoren wurden in zwei Gruppen unter der Leitung eines Referenten der Arbeitsgemeinschaft Solartechnik Bergstraße (AGSB) zusammengebaut. Dies geschah in sechs Doppelstunden, die jeweils freitags nachmittags lagen. Die Schülergruppe bestand aus zehn Schülern und einem Lehrer, die Erwachsenengruppe aus 20 bis 30 Lehrern, Eltern und anderen Interessierten. Die Montage unserer Anlage auf dem Turnhallendach erfolgte durch die Schülergruppe. Die Verrohrung übernahmen die Stadtwerke. Dieses Projekt fand bei den Erwachsenen so viel Anklang, dass die VHS Viernheim inzwischen eine Selbsthilfegruppe für Sonnenkollektorbau in ihr Angebot aufnahm. Auf diese Weise sind in Viernheim schon einige Sonnenkollektoranlagen auf Privathäusern installiert worden.

 

 

Die Finanzierung

Der Kollektor bewirkt eine Einsparung von 7% des Erdgasverbrauchs im Gegenwert von ca. 3.500 DM. Diese Summe spart der Kreis nun jährlich ein. Die Gesamtkosten für die Anlage beliefen sich auf 16.000 DM. Nicht mit eingerechnet sind hier 11.000 DM Eigenleistung, die von uns und den Stadtwerken Viernheim beim Aufbau geleistet wurden. (Der Gesamtwert der Anlage beträgt somit 27.000 DM)

 

Die Finanzierung wurde folgendermaßen bestritten:

 

· 9.000 DM erhielten wir an Zuschüssen vom Land Hessen. Damit konnten 60% der Kosten abgedeckt werden. (Die Zuschüsse stammen je zur Hälfte aus Fördermitteln für ökologische Projekte und für pädagogische Maßnahmen.)

· Der Rest von 7.000 DM stellte zunächst ein Finanzierungsproblem dar.

 

Fast wäre der Bau des Sonnenkollektors daran gescheitert. Der Förderverein der Schule erklärte sich schließlich bereit, diese Kosten zu übernehmen, und ermöglichte so den Start des ganzen Projektes. Am Schluss hatte der Kreis ein Einsehen, und übernahm doch noch diesen Anteil, eine Investition, die sich für ihn bereits nach zwei Jahren wieder amortisiert hat. Aus all diesen Finanzierungsproblemen entstand nun die Idee, eine eigene Energieagentur zu gründen.

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