Ein neues pädagogisches Konzept

EnergieAgentur Alexander-von-Humboldt-Schule, Viernheim

 

„Wow, auf unserem Konto sind fast 12.000 €!“, Jan, der Finanzchef, schwenkt den neuesten Kontoauszug. Nach den Weihnachtsferien sitzen die Schüler der Energieagentur der AvH-Schule zum erstenmal wieder in ihrem Büro. „Die Kreisverwaltung hat 1744,34 € und 940,98 € überwiesen.“. Max blättert schon im Ordner für die Verträge: „In Ordnung, das sind exakt die von uns angeforderten jährlichen Contracting-Raten für das Stillegen der Lampen und die Steuerung der Heizungsanlage“. Benni. K seufzt: „Leider zum letzten Mal, da diese Verträge jetzt auslaufen, sprudeln in Zukunft diese 2.700 € dann für die Kreisverwaltung.“ „Außerdem können wir heute das Geld für den erzeugten Solarstrom unserer PV-Anlage bei den Stadtwerken abrufen“, freut sich Phillip. Anna überschlägt schnell im Kopf: „Das macht 2000 € und in diesen Monat bekommen wir noch 200 € für die Beteiligung an den Windkraft-Anlagen in Kandrich. Dann haben wir 14.000 € Eigenkapital für die geplante Dachisolierung“. Phillip ergänzt: „Die Bank macht vielleicht noch zusätzlich 10.000 € locker, so dass wir uns über 30.000 € für die neuen Solarzellen ausgeben können. Dann haben wir schon insgesamt eine Anlage von über 10 kWp auf dem Dach.

Zehn Schüler und Schülerinnen und ein Lehrer betreiben seit Dezember 1994 in einer Gesamtschule eine ”Firma”. Diese Energieagentur schlägt dem Schulträger Kreis Bergstraße Projekte zur Energieeinsparung und zum Einsatz regenerativer Energie vor und finanziert und verwirklicht sie nach dessen Zustimmung. Die eingesetzten Mittel werden über die eingesparten Energiekosten refinanziert. Dieses moderne Konzept, das sich in der Wirtschaft bewährt hat, findet seitdem bundesweit Nachahmung.

 

Das von einer solchen Energieagentur eingesetzte Fremdkapital kann durch die kurzen Amortisationszeiten der Projekte sehr schnell an die Banken zurückgezahlt werden. Anschließend stehen diese eingesparten Mittel des Verwaltungshaushaltes dem Schulträger bzw. der Schule zur Verfügung. Fremdkapital erschließt somit die ”Geldquelle Energiesparpotential”. Schüler können nicht nur durch Änderungen ihres Verhaltens Energie sparen, sondern auch in ihre Schule investieren. Statt Einsparungen von im Schnitt 10% ist dadurch ein Vielfaches erreichbar.

 

Der Schulträger und die Schulleitung nutzt dabei die Erfahrung und die Menpower der Schüler und Schülerinnen, um seine Gebäude kostenlos und schnell auf einen modernen Energiespar-Standard zu bringen. Und das macht auch pädagogisch Sinn. Jugendliche werden als gleichberechtigte Partner nicht nur theoretisch sondern durch eigene Erfahrung und Erfolge für den Klimaschutz gewonnen. Sie sehen tagtäglich, wo Energie eingespart werden kann. Dieses Insiderwissen der Schüler und Schülerinnen wird mit Hilfe kompetenter Partner in die Praxis umgesetzt. Behörden und externe Fachleute beraten die Jugendliche und Lehrkräfte. Schüler und Schülerinnen übernehmen dabei Verantwortung für ihr Umfeld und gestalten es tiefgreifend um. Das Erfolgserlebnis und das Gefühl, ernst genommen zu werden, erhöht die Motivation mitzumachen und ihre Mitschüler zum Mitmachen zu bewegen. Sie bekommen Einblicke in betriebs- und volkswirtschaftliche Vorgehensweisen und lernen vernetztes Denken, Planen und Handeln. Sie können mitentscheiden, wo die eingesparten Energiekosten als nächstes eingesetzt werden. Die Schule selbst wird nicht mehr als isoliertes Objekt betrachtet, sondern als ein in ein gesellschaftliches Umfeld eingebettetes Lernobjekt erfahren, an dem Jugendliche und Lehrkräfte praktische Umwelterfahrung sammeln und in konkretes Handeln umsetzen können. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Elternhäuser, den Stadtteil und die Gemeinde.

 

Da die Viernheimer Schüler die ersten waren, zeigt sich nach sieben Jahren Betriebszeit an der ”AvH” inzwischen die Dynamik der Idee:. Die eingesparten Energiekosten fließen zu 20% an die Schulleitung und zu 80% an die Energieagentur zurück und werden von der Agentur für neue Sparinvestitionen genutzt (Nach Ende der Laufzeit eines Projektes erhält die Schulleitung bzw. der Schulträger auch diesen Anteil). Es bildet sich Kapital in Schülerhand. Und mit zunehmendem Eigenkapital der Energieagentur geben die Banken auch größere Kredite. So werden die Projekte immer größer.

Wie kommt eine Schule dazu, eine ”Firma” für’s Energiesparen zu gründen?

 

Die folgende Dokumentation der Schülerinnen und Schüler will dies Schritt für Schritt erzählen.

 

Aktualisiert (Montag, den 28. Februar 2011 um 15:36 Uhr)

2 Kommentare

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